Dörfler, Roland

Ausstellung Galerie Cyprian Brenner Schwäbisch Hall
Roland Dörfler
FIGUR & RAUM
Vernissage: 23.07.2017, 11 Uhr
Der 1926 im Erzgebirge geborene Künstler Roland Dörfler gehört zu den ersten deutschen Figurenmaler der letzten Jahrzehnte und der Gegenwart. Nach einem Wechsel von der Nürnberger Kunstakademie an die Stuttgarter Kunstakademie Theodor Heuss im Jahr 1950, studierte Roland Dörfler unter Größen wie Willi Baumeister und Manfred Henninger. Letzterer wurde ihm zum Vorbild, im künstlerischen als auch menschlichen Sinne und beeinflusste sein Werk maßgeblich. Bittere
Erlebnisse aus dem Krieg und den Jahren der Gefangenschaft danach, beschäftigten Roland Dörfler sein ganzes Leben lang. Diese tiefschürfenden und existentiellen Erinnerungen dienten ihm als
thematische Grundlage für seine Bildinhalte. Er rang um eine Figuration, deren Körpersprache die eines existenziellen Denkens ist, wobei der Mensch sich seiner Lage, in die er geraten ist, gänzlich bewusst ist. Eine dieser Verkörperungen ist der sich wiederholende Figurentypus der Hockenden. Allein, in Reihung oder Zuhauf sitzt sie erstmals in monochromer Gesellschaft gegilbter Farbe, auf der weiten Front der Leinwand. Als würde sie sich kaum merklich bewegen, erschließt sie sich stumm einen Raum, der sich schließlich in Form eines „Kartons“ verfestigt und fortan ein Gegenspieler zur Figur im Werk von Roland Dörfler darstellt und seine Leinwände zu beherrschen beginnt. Die
evolutionäre Entwicklung veranschaulicht das Beziehungsgeflecht von Figur und Raum. Es entstehen Mutationen und Metamorphosen beider Beteiligten, wobei unklar bleibt ob ihre Beziehung geschwisterlicher Art ist, eine Liebesbeziehung oder sich bekriegender Kontrahenten darstellt. In jedem Falle verschmelzen sie, zerborsten sich gegenseitig um dann, wieder auf sich allein gestellt, in kontemplativer Ruhe die Leinwand zu dominieren. (Mona Dann)

 

Hoffnung und Gefährdung, Freiheitserkenntnis und Freiheitsverlust sind Erfahrungen, welche die Künstler nach 1945 prägten und verarbeiteten. Das zentrale Thema des Künstlers Roland Dörfler ist die Darstellung des bedrohten und einsamen Menschen, anonym und auf wesentliche Körpermerkmale beschränkt. Seine ersten Arbeiten entstanden 1945/46 in französischer Kriegsgefangenschaft, was sich nachhaltig auf seine Werke auswirkte. Sein Allleinstellungsmerkmal sind Figuren, die sich in unterschiedlichen Haltungen befinden und dann einen konkreten Raum, ähnlich eines Kartons oder Würfels, zugewiesen bekommen. Die kompositorischen Besonderheiten Vereinzelung und Isolation sind bewusste Stilmittel, die er früh entwickelte und durchgehend einsetzte. Der dünnflüssige, transparente Farbauftrag in den Zeichnungen verstärkt die Fragilität und Verletzbarkeit des gefangenen, gefesselten und Schutz suchenden Menschen in seinen Bildern. Die Figuren sind als Bedeutungsträger bestimmter Empfindungen, Leidenschaften und Erfahrungen zu verstehen. Die Leinwandarbeiten erinnern an die damals aufkommende Hard Edge Farbfeldmalerei, bestehen aus streng gegliederten, abstrakten Kompositionen sowie großen, abgegrenzten, kontrastreichen und leuchtenden Farbflächen, während die Themen Mensch und Existenz sichtbar bleiben und die Figuren in dem Farbenmeer noch verlorener und schutzloser wirken. (M. Umlauf)