Welzenbach, Andreas

 

Der Bildhauer Andreas Welzenbach widmet sich in seinen skurril-morbiden Holzskulpturen den Dingen, Ereignissen und Gedanken, die den Menschen in seiner Existenz ansprechen und umtreiben. Als Bildhauer will er mit der Darstellung von historischen Ereignissen, Unfällen und Schicksalsschlägen, die Menschen widerfahren sind oder ihn bedrohen, erzählen, zum Nachdenken anregen und im positiven Sinn auch unterhalten. Ein Flugzeug stürzt – aufgrund eines technischen oder menschlichen Versagens oder gar eines Terroraktes – in ein anderes Flugzeug; eine Autobombe explodiert; ein Selbstmordattentäter zerlegt sich in seine Einzelteile – tagtäglich werden wir mit solchen Ereignissen konfrontiert. Die Betrachter*innen können und sollen interaktiv in die Skulpturen eingreifen, selbst Schicksal spielen und den Unfall oder die Katastrophe initiieren, indem kindlich naiv die Hebel gezogen und Fallklappen ausgelöst werden, deren ausgefeilten Mechaniken nur aus einem Werkstück hergestellt sind. Welzenbach ist eine Art „Attentäter“ gegen vorgefundene Denkmäler und etablierte Vorstellungen von Kunst. Er richtet seinen Angriff gegen die Konventionen kleinbürgerlicher Ästhetik, um uns aus der behaglichen Komfortzone aufzuschrecken. (M.Umlauf)

 

 

„ … In gewohnter Respektlosigkeit geht Andreas
Welzenbach in seiner künstlerischen Arbeit mit
unserem Alltag um, greift die Phänomene unserer
Bequemlichkeit ebenso auf wie unsere
Hilflosigkeit angesichts einer komplexen Lebensrealität,
in der wir uns irgendwie einrichten, mit
der wir uns irgendwie arrangieren müssen. Mit
seinen ebenso attraktiven wie assoziativen, hoch
erzählerischen Holzarbeiten bezieht er Position,
gibt er hintersinnige „hölzerne“ Kommentare zu
unseren Denkgewohnheiten, die in der Tradition
der Aufklärer und Moralisten von Montaigne
bis Voltaire stehen. Es gelingt ihm in einzigartiger
Weise, mit seinen spielerischen, so gar
nicht intellektuell überfrachteten Holzarbeiten
gleichwohl Gedanken in Gang zu setzen, die
sehr schnell in eine existenzielle Richtung führen,
weil sie uns mit uns selbst und unseren Gewohnheiten
konfrontieren. Unangestrengt führt
Andreas Welzenbach Schicksal vor Augen, zeigt
die Bedingungen, unter denen wir antreten und
stellt mit Hilfe seiner künstlerischen Arbeit die
Fragen, denen auszuweichen nur kurze Zeit gelingen
kann.
Erkenntnis liegt aller Kunst zu Grunde, Erkenntnis
ist der eigentliche Gewinn bei der Auseinandersetzung
mit Kunst. Umso erfreulicher, wenn
es dabei so amüsant wie intelligent zugeht wie
bei den Skulpturen von Andreas Welzenbach.“
Dr. Dorothee Höfert, Mannheim (aus dem Katalog, anlässlich der Ausstellung „Andreas Welzenbach
Sometimes Happy, Sometimes Bad.“ Holzskulpturen, 24.September bis 6.November 2010, Galerie Peter Tedden)